Lektion 26 (Aufgaben)


VI

Über den Sänger

Nero, jener Kaiser, der sehr begierig nach Ruhm war, glaubte, dass er die übrigen Sänger an Kunst übertreffe. Er dachte nämlich bei sich: „Wenn ich nicht Kaiser des römischen Reiches wäre, wäre ich sicher durch meine Kunst des Singens (Gesangskunst) in allen Ländern sehr berühmt!" Daher wurden dessen Lieder auch in Theatern oft gehört. Obwohl Nero dort mehrere Stunden zu singen pflegte, blieben die Menschen dennoch bis zum Ende und lobten seine Kunst sehr. Er sagte nämlich:"Niemand soll das Theater verlassen, während ich singe!" Daher waren die Tore des Theaters vorher geschlossen worden, damit nicht irgendjemand (damit niemand) flüchtete. Außerdem mussten fünftausend junge Männer auf Befehl des Kaisers mit lauter Stimme Beifall rufen. Einst kamen Gesandte einer griechischen Stadt nach Rom und lobten Neros Kunst sehr. Nero rief, dass nur die Griechen wahre Kenntnis der Kunst hätten, und versprach den Gesandten: „Alle Griechen sollen durch meine Lieder erfreut werden!" Dann machte er eine Reise nach Griechenland, wo er zwei Jahre in vielen Städten sang.
Auch durch dessen letzte Worte erkennen wir, dass Nero sich für den berühmtesten Sänger gehalten hat. Weil das Volk und der Senat dessen sehr grässliche Untaten nicht mehr ertrugen, vertrieben sie den Kaiser aus der Stadt. Dieser flüchtete sehr schnell, dann aber, bevor er gefangen wurde, tötete er sich selbst mit Hilfe eines Sklaven und rief: Welch ein Künstler stirbt mit mir!"


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